Anti-Instagram: Wirtschaft für alle (Meaningful Wealth)
Fiktion und Realität immer enger verschlungen im Zustand des einvernehmlichen Zusammenbruchs.
Was mir vorschwebte war nichts Geringeres als eine Resurrektion der Dokumenta 11: ein lauwarmer, aber flächendeckender Aufguss von diversen Praktiken der 2002er Informationsfrühzeit, am Boden aufgelegt und rot abgetaped, aufgepeppt mit Poetry Slam und Growth Hacking und vielleicht auch Deleuze, Harroway und einigen sinnlichen Beispielen von Tropenhölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Endlich wieder einmal Zugfahren um 7 Uhr früh. Wie im Mausoleum sind die Menschen dünn frisiert und und dick einbalsamiert, die Gesichtscremen ziehen gar nicht mehr ein, oder erst gegen Mittag, im Landesmuseum St. Pölten. Ein Herr bestellt Langlaufski, online. Eine Frau greift flehend in die Luft. Weißes LED-Leichenlicht erhellt einen glatten Mädchenteint. Ich überlege mir, vor der Überfahrt in die Bürounterwelt noch schnell sämtliche Zähne ziehen zu lassen.
Die Leistungsgesellschaft meinte es gut mit uns. Die Abwesenheit von Aschenbechern und Mülleimern schützte uns vor Terroranschlägen. Die Autobahnen waren zwar trostlos, aber nur weil die Menschen im globalisierten Schweizer Modell gar keine Tröstung brauchten und ohnehin im Tesla fuhren, oder im Railjet. Bloß vereinzelte, allzu arbeitsame Ameisen hatte es ganz zu Beginn erwischt, sie blieben verharzt zurück in einem zähflüssigen 1990er-Garnier-Fructis Shampoo, wie Fliegen in jahrmillionen altem Bernstein.
Meine freien Abende nutzte ich zur Verschlagwortung der Inhalte.
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