RE: MIZ-Formatfestival Babelsberg 2014, Bewerbung
Liebes Medieninnovationszentrum Babelsberg,
mein Name ist Steven Spielberg, zu meinen bisherigen in den USA, Istanbul und Berlin realisierten Projekten zählen u.a. ET-Der Ausserirdische, Jurassic Park, und Indiana Jones I-III sowie Indiana Jones und der Tempel des Todes. Für diese Projekte erhielt ich durchwegs öffentliche Drittmittel, und sie wurden in namhaften Kinos im In- und Ausland präsentiert. Jetzt interessiere ich mich dafür, meine transmediale Pilot-Projektskizze “Ästhetik der Unabgeschlossenheit – Subjekte lebenslangen Lernens” beim MIZ-Formatfestival 2014 pitchen zu dürfen. Meine Bewerbungsunterlagen finden Sie anbei als PDF, über eine kurze Bestätigung, dass Sie mein Email erhalten und tatsächlich auch gelesen haben, würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüssen,
Steven Spielberg
Bild: http://theentertainmentnut.wordpress.com/2012/06/08/toy-review-galactic-friend-e-t/
5 Monate Später…
Sehr geehrter Herr Spielberg,
wir bestätigen hiermit den Eingang Ihrer Bewerbung und bedanken uns für Ihr Interesse an unserem MIZ-Formatfestival. Natürlich begrüßen wir es sehr, wenn sich auch internationale Newcomer auf unser angesehenes Programm bewerben, das internationale Renomee des Programms findet sich darin immer wieder bestätigt.
Mit Interesse haben wir Ihre Projektskizze “Ästhetik der Unabgeschlossenheit – Subjekte lebenslangen Lernens” gelesen und darin bestätigt gefunden, dass sich Ihre bisherige Berufserfahrung, auf die Sie im Anschreiben auch hinweisen, darin durchaus niederschlägt – leider aber nicht unbedingt zu Gunsten Ihrer Bewerbung. Gegen mehrere tausend computeranimierte Subjekte haben wir durchaus nichts einzuwenden, ebensowenig wie gegen die Storyidee, diese in einem dem Weißen Haus ähnlichen Lerngebäude lebenslang einzuschließen bis endlich die Erde von einer intergalaktisch lernbeflissenen Spezies angegriffen wird und sich die terrestrischen Spitzenlernsubjekte zu einer ultimativen Schlacht der Paradigmenwechsel rüstet, wobei auch gewisse Naziverstrickungen eine Rolle bei der weiteren Austragung der Konzeptpaperschlacht spielen. Bei der Umsetzung dieser Ideen werden dann aber doch wieder zu sehr bekannte Wege eingeschlagen.
Mit Verlaub, Herr Spielberg, den Kinobesucher_innen einfach nur Entscheidungsfernbedienungen in die Hände zu drücken während sie mit Google-Glasses im Kinosaal sitzen und ihre Bewusstseinsströme die Handlung mitbestimmen ist nun wirklich nicht, was wir uns unter einem crossmedialen interflexiblen Neuansatz vorgestellt haben.
Wir bedauern, Ihnen dieses Mal keine erfreulichere Antwort schicken zu können, möchten Sie aber ermuntern auch bei der nächsten Bewerbungsrunde als Subjekt lebenslangen Bewerbens wieder dabei zu sein.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Erika Fischer-Lichte