Alte Donau Nocturne
Der Nachthimmel öffnet sich, Sonne, Wellen, die Donaubrise verblichen in der vollkommenen Stille des Mondscheins. Nordwestlich blinken die Hochhäuser, das höchste nur halb so hoch wie das einstige World Trade Center. “Ich finde es toll, daß uns die Stadt Wien all das bereitstellt”, gebe ich anerkennend von mir, während wir in ambivalenter Halbdistanz zueinander unsere Handtücher ausbreiten.
Seite an Seite liegen wir am Badesteg, der Geruch von professionell frittierten Fischstäbchen und gegrillten Scampi weht über uns hinweg.
Nicht unangenehm, eigentlich.
Lautlos nähert sich ein überdachtes Solarfloß bzw. Partyboot, es sieht aus wie eine schwimmende, stomlinienförmige griechische Taverne, in der eine lustige Gesellschaft von 50-, 60-Jährigen ein Candlelight-Dinner genießt. Sie steuern geradewegs auf den Badesteg zu, der Partyboot-Unteroffizier stellt sich auf den Bug und verkündet: “Wir legen da jetzt an!” Entschuldigend reichen uns die Passagiere zwei Bierflaschen über die Reling, sie wollten keineswegs “den romantischen Abend stören”. In einem Wirbelwind fluten sie den Steg, wahrscheinlich, um auf die Toilette zu gehen.
“Früher pflegten wir eine deutlich skeptischere Haltung zu den Emotionen und Affekten.” (Andreas Reckwitz)
Jägermeister 4ever.