Adam Curtis
Nebulöse Taschenlampen, die den Weg durch den Kalten Krieg leuchten, in die von Zahlen, Marktwirtschaft, Ungleichheit, Psychoparmaka sowie Bill Clinton und Tony Blair beherrschte Glitzer-Welt der 1990er.
Sowie maximale apokalyptische Dringlichkeit, untermauert von YouTube-Cut’nPaste-Arial-12Pt-Ästhetik, BBC-Glaubwürdigkeit (na ja, damals, wir schreiben 2007!), und sehr solider Ideologiekritik . . . . denn der einzige Umgang mit hegemonialer Propaganda ist nicht “Objektivität”, sondern echte DIY-Gegenpropaganda . . . und als solche überzeugt diese 3-Teilige Doku-Serie von Adam Curtis auf ganzer (bzw. zumindest suggestiv flirrender) Linie, weshalb ich um 2 Uhr früh immer noch wach bin; von kybernetisch-kapitalistischen Weltverschwörungen aufs Unheimlichste und Besorgniserregendste umsponnen:
Interessant übrigens, wie Curtis die letzten hundert Jahre in diesen Dokus eigentlich zu 100% ideengeschichtlich erklärt; obwohl die reichen Eliten als klare Gewinner der “Marktdemokratien” ausgewiesen werden, kommt (in Folge 1-2) an keiner Stelle der offensichtliche Vorwurf, sie hätten sich bewusst bereichert (Auf banales Eigeninteresse kann er wohl auch deswegen schlecht mit dem Finger zeigen, da er es ja unbedingt widerlegen möchte).
Bei Curtis sind es also allein die Ideen und Ideologien, die – ironischerweise sehr ähnlich dem von ihm kritisierten “Selfish Gene” – ein ganzes eigenes Leben führen, und sich in den Institutionen wie auch den Menschen (oder zumindest bei Margaret Thatcher) auf verherrende Weise einnisten.
And I wouldn’t be inclined to disagree with him…