[sagja@fabianfaltin.com]
1. Juni 2013 [Cognito ergo Kunst]
Im finalen Regiecoaching beim Drachengassen Projekt rät die Regisseurin uns, nicht offen auf der Bühne preiszugeben, welche Quellen wir verwendet haben, und was unsere Bezugspunkte sind – nämlich Heimatbücher aus den 1950er Jahren, und Anders Breiviks Manifest. Es sei schade, auf diese Weise unser Pulver zu verschiessen. Dies zerstöre die Spannung, das Geheimnis, das narrativ-dramaturgische Erlebnis – so interpretiere ich jedenfalls den Rat der Regisseurin; der mir somit erstmals wirklich Klarheit bringt, dass ich vielleicht gar nicht ein im dramatischen Sinn funktionales Theaterstück aufführen will.
Also bleiben wir dabei, und zeigen gleich zu Beginn unsere Quellen offen her. Zum Beispiel dies hier (1968!):
Ich finde es gar nicht schlimm, mit offenen Karten zu spielen, das Publikum zu belehren, und konkrete Informationen einigermassen transparent und authentisch zu vermitteln. Ganz im Gegenteil: ich sehne mich zunehmend selber danach. Wie konnte sich Emotionalität und Erzählbarkeit als der ästhetische Massstab schlechthin überhaupt so sehr durchgesetzt? Ich sehne mich jedenfalls zunehmend nach Kunstformen, die nicht (nur) ein emotionales, sondern auch wieder ein kognitiv-intellektuelles Erlebnis bieten. Weg vom Theater, hin zum Vortrag.
Die sog. Lecture Performance ist ja schon vor Jahren angetreten, das zu tun; wenngleich nicht klar ist, ob da das dass kognitive der Wissenschaft mit dramaturgischen Mitteln emotionalisiert wird, oder das dramaturgisch-emotional-unterhaltsame durch theoretisch-wissenschaftliche Bezüge (und Powerpoint-Grafiken) kognitiv verankert werden soll. Wenn ich im Juni dazukomme, möchte ich mich diesbezüglich bei Sybille Peters ein wenig schlauer machen:
27. Mai 2013 [Shopping-Amok im Baumarkt]
Last-Minute Requisiteneinkauf für unser Drachengasse-Theaterstück im Obi Markt Wien-Hadikgasse, oder: “Wie wir dem Reinhard-Seminar das Fürchten lehren wollten, und dabei unser Produktionsbudget aus den Augen verloren”. Am Einkaufswagen, den Brecheisen, den 5-KG Vorschlaghämmern sowien den Axten: Elisabeth Hager.
“Oder darf’s doch lieber ein Bosch PSR 960 sein, der Ihnen Drahtlos-Power genau dort bietet, wo Sie es brauchen?”
Video-Trailer folgt in Kürze . . . es gibt immer was zu tun . . .
27. Mai 2013 [Marchel Reich-Stiglitz]
$1.1: Ein Autor ist öffentliches Gut schon allein deswegen, weil er (meistens) keinen Marktwert hat.
26. Mai 2013 [Overbooked & Beautiful]
“Maren, du siehst in letzter Zeit so unterausgebeutet aus – möchtest du nicht noch unsere Regieassistenz übernehmen?”
“Regie, Regie! Fünf unbezahlte Regieassistentinnen für einen echten Regisseur, der das hier alles glattbürstet!”
25. Mai 2013 [Peter Herbert]
Hier mein biographisches, zeitgeschichtliches, und vor allem freundschaftliches Porträt-Interview mit dem Kontrabassisten Peter Herbert, aufgezeichnet letzte Woche bei DORF-TV in Linz. Geplant waren 25 Minuten, geworden sind es 60, und bei weitem nicht genug um die 70er-80er Jahre in Österreich, Peters Zeit in New York, seine Trans-Arabischen Abenteuer und vor allem seine unschätzbar wertvollen Musiker-Weisheiten und Erfahrungen am Kontrabass abzudecken.
Aber wie der Meister selber sagt: “Man muss erst ein paar Millionen Noten zu viel spielen, bevor man eine zu wenig spielen kann”:
Eine geschnittene Kurzfassung bei nächster Gelegenheit . . . oder nie . . . einstweilen vielen Dank an das DORF-TV Team und Peter Herbert dass wir dieses längst überfällige Dokument so spontan produzieren konnten!
PS: Der Rotwein, der bei Peter nie fehlen darf, ist naturgemäß ein Pixendorfer Zweigelt 2010.
20. Mai 2013 [Have a break]
Der Zustand nach vier Tagen Lesereise entspricht 0,8 Promille, einem 27 Stunden Turnus-Dienst im AKH, oder einem in der ÖBB RailJet Business-Class zwischen Sitzfläche und Hose aufgeweichtem aber noch gut essbarem KitKat-Miniriegel.
16. Mai 2013 [Linzer Märchenstunde + Lesebühne morgen!]
Genialer bis märchenhafter Literaturbühnen-Trailer, ich freue mich schon sehr, das Personal Leute von Text & The City morgen persönlich kennenzulernen ! Und wie in einem guten, zeitlosen Märchen, erklärt sich alles von selbst (zumindest wenn man einen Flash-Tauglichen Computer mit Breitband-Anschluss und auch sonst alle systemischen Mindestanforderungen erfüllt):
15. Mai 2013 [Stadtnatur statt Natur]
“Licht und Schattenspiel der Blätter, Vogelgesang und die Kleintierwelt beleben unsere betonmüden Augen und die lärmgeplagten Ohren.”
Friedrich Schwarz, Stadt und Land, ein Vergleich aus ökologischer Sicht
10. Mai 2013 [Kettler Gartenbank Aufklärungsphoto]
(Ganz nebenbei bemerkt: don’t try this at home, folks! Diese eingängige 80er-Jahre “Kettler” Gartenbank meiner Großmutter wurde durch ein 70er-Jahre “Made in USSR” Fernrohr meiner Urgroßmutter (na ja, fast) mit einer 2010er Jahre 14 Megapixel “Olympus D-715″ meiner Mutter photographiert … nur für Fortgeschrittene und Profis…)
8. Mai 2013 [Amphibien]
Jean Baudrillard, der alte Haudegen (und ein persönlicher Lieblingsphilosoph und -Poet), er hatte in seinem Denken und seinen Aphorismen immer von der amphibischen, reptilien- und zwitterhaften Beschaffenheit des Realen gesprochen. Ich denke dieser Tage öfter daran, denn unser Gartenteich ist von Teichmolchen besiedelt worden, deren Treiben ich fasziniert beobachte.
Teichmolche sind Wesen zwischen Wasser, Erde und Luft, sie sind Wandlungskünstler, und damit beispielhaft für Menschen – und gerade auch “die Kulturschaffenden” – die es ernst meinen mit gesellschaftlich-politischer Veränderung. Ich beobachte immer öfter, dass der frontale Weg der Veränderung, nämlich Protest und Kritik und Aktivismus, überhaupt nichts mehr bringt. Versucht man, bestimmten Menschen mittels Literatur, Theater, Film, Podiumsdiskussionen, Vorträgen oder sonstigem – zB nackten Brüsten – einen kritischen Spiegel vorzuhalten, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie sich darin nicht erkennen werden; oder bestenfalls nur auf eine ihrem Selbstbild bequeme Art und Weise.
“Niemand will mit seinen eigenen Widersprüchen konfrontiert werden”, sagte mir einmal ein (grüner) Politiker, und letztlich finde ich, er hatte recht. Auch mit meinen Texten, Büchern, Performances fiel mir stets auf, dass die potentiellen Adressaten einer Kritik oder Karikatur sich durchwegs am wenigsten angesprochen fühlten. Sie lachten immer herzlich – und zwar über die anderen. Mehr noch: je direkter und plakativer und provokativer man seine Kritik übt, umso weniger wird sie wahrgenommen, geschweige denn wirksam. Kritik und Protest mit künstlerischen Mitteln hat eigentlich immer nur eine Funktion, nämlich ähnlichdenkende, ähnlich “kritisch” denkende Menschen hinter einem kollektiven Ausdruck zu vereinen; nicht mehr und nicht weniger.
Geschichte und Gesellschaft sind Realität ohne Einspruchsmöglichkeit. Sie dulden vieles, aber keine Widerrede. Veränderung entsteht nicht dadurch, dass etwas kritisiert oder widerlegt oder entlarvt wird. Veränderung entsteht erst, wenn bestimmte Körper aus dem Wasser kriechen, das Medium wechseln, sich wandeln. Veränderung heisst Verwandlung, und sogesehen haben wir von den Teichmolchen noch einiges zu lernen.
(Und das ist bitte nicht als Kritik an irgendjemandem zu verstehen!)
Ein leerer Pool, ganz ohne Amphibien, die längst ins dahinterliegende Meer abgewandert sind.
2. Mai 2013 [Mensch und Tier]
Wenn ein Hund ein Beziehungsersatz ist . . .
. . . dann kann eine Beziehung auch ein Hundeersatz sein . . .
1. Mai 2013 [Wenn schon Kultur, dann wenigstens sauber]
Während dem Kulturschuppen-Frühjahrsputz in Pixendorf (Spinnweben wegwischen, Staubwolken durchs Fenster entlassen, krebserregendem Eternit recht freundlich zulächeln) frage ich mich wieder einmal: wann ist Kultur Mainstream, und wann Avantgarde? Was ist (ab)gehoben, und was bodenständig? Und ist Kultur unter diesen sehr elementaren (und staubigen) Bedingungen eine demokratische Bereicherung, oder vielleicht doch wieder nur eine puristische Zumutung?:
Stefanie Wuschitz, die bei der Eröffnung am Samstag zum Glück bei der Bar mithelfen wird, erklärt mir am Telefon, dass inklusive Kulturräume es immer schwer haben, es allen recht zu machen, aber Sauberkeit sei schon mal ein guter Anfang.
(Und vielleicht sind die Kategorien “Inklusiv” und “Exklusiv” auch wesentlicher als die anderen genannten; wenngleich sie uns auch wieder nur in den Äther des atmosphärisch-soziologischen führen; dafür aber nicht zum Donau-Festival in Krems, das am gleichen Wochenende stattfindet)
29. April 2013 [Vom Autor zum Actor]
In 34 Tage soll im Theater Drachengasse eine Performance von und mit mir Premiere feieren, und dann auch noch 3 Wochen am Stück gespielt werden. Es wird also wieder einmal Zeit, die nicht vorhandenen inneren Ressourcen umfassend zu mobilisieren, und im Laufe des Wonnemonats Mai vom Autor zum Actor zu mutieren.
Die allerersten hilfreichen Tipps habe ich mir soeben von “Breaking into Acting for Dummies” geholt, und es dürfte ihnen wohl kaum etwas hinzuzufügen sein:
How to Deal with Frustration as an Actor (or author, artist, screenwriter, etc.)
Don’t give up on your dreams of being an actor when you’re feeling frustrated. To relax and revive your acting aspirations, try some of these suggestions:
• Meditate or practice yoga
• Treat yourself to a spa, massage, or a hot bath
• Take a class to overcome your weaknesses as an actor
• Look for a day job that you may actually like
• Participate in non-show business activities, such as sports, volunteering at a hospital or charity, or enjoying a hobby
• Work off some steam — take a karate, boxing, or aerobic workout class
• Start or join a support group with fellow actors
• See a movie, go to a play, or read a good book
• Read a positive-thinking book or listen to motivational tapes
• Browse through one of the trade publications such as Variety or Hollywood Reporter
• Pursue an additional show business career (writing, stand-up comedy, filmmaking, and so on)
• Take a vacation (It can be as simple as a one day trip to the beach or a two week trip to Europe.)
• Take time to develop a plan for advancing your acting career
24. April 2013 [Frühling im Kulturschuppen - coming soon!]
Das erste Mai-Wochenende hinaus aufs Land!
18. April 2013 [Österreich Nein Danke]
Wer es sich doch noch anders überlegen möchte, dem sei dieser 736-seitige Prachtband empfohlen, soeben in der Wiener Hauptbibliothek entdeckt:
Traude Horvath/Gerda Neyer (Hg.): Auswanderungen aus Österreich · Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Böhlau Verlag, 736 Seiten.
Die faszinierenden ethnologisch-anekdotischen Beiträge reichen von “Neuer Heimatsuche in Brasilien” und “Zionistische Auswanderung nach Palästina vor 1938″, über “Grenzenlose Bürokraten – Österreicher in Brüssel”, bishin zu “Auswanderung nach Äthiopien” und “Ein Leben zwischen Känguruhs, Koalas und Kiwis – Österreicher in Australien”. Das Buch entstand interessanterweise aus einem staatlichen Forschungsprojekt des damaligen (1996) Bundesministeriums für Wissenschaft, Verkehr und Kunst – gewisserweise ein weltweites ÖsterreicherInnen-Inventar. Allein die österreichische Diaspora in Berlin schien damals noch nicht Thema gewesen zu sein . . .
Das Schönste am ganzen ist definitiv das Titelsujet: “Auswanderer in Tirol. Fabriksarbeiter J. Albrecht baut seit 5 Jahren an einem 7,5 Tonnen-Platt-Gatt-Seekreuzer, auf dem er mit seiner Familie von Genua aus nach Australien auswandern will. Foto März 1954.”
(Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)
18. April 2013 [AustroTube]
16. April 2013 [Don't tell it, don't show it]
Absagen bei Verlagen sind die Regel, begründete Absagen dagegen eine ziemliche Seltenheit. Ich erhielt bislang drei solche begründete Absagen, und an die vorletzte, vor etwa sechs Jahren, erinnere ich mich neuerdings wieder öfter. Meinem damaligen Romanmanuskript, so der Lektor dieses mittelgroßen Verlagshauses, fehle es an “einem Geheimnis”. Der Text komme nicht ins erzählen, er spreche alles einfach aus.
Damals hat es mich sehr geärgert, heute gebe ich ihm zweifach recht: mein Manuskript betreffend, und die Literatur ganz allgemein, die Geheimnisse so sehr braucht wie Menschen ihre Kleidung. Also die allermeiste Zeit, sonst ist es nicht spannend. Im Grunde genommen war mir seine Kritik eine Ermunterung, mir wieder einmal die Regel 1A aller Creative Writing Seminare zu Herzen zu nehmen: “Don’t tell it, show it!”
Doch sein Ruf nach geheimnisvollen Texten hat aus heutiger Sicht auch etwas prophetisches gehabt; denn momentan steht das Geheimnis im Segment “Anspruchsvolle Literatur” geradezu verräterisch im Vordergrund. Einige der meistbeachteten Bücher der letzten Saison kommen mir dabei in den Sinn: “Sie nannten ihn Krawatte”, von Milena Michiko Flasar, meine derzeitige Lektüre, “An den Herrscher von Übersee“, von Teresa Präauer, eventuell auch “Der Winter tut den Fischen gut”, von Anna Weidenholzer.
Schon die Titel sind in jedem Fall so verheissungsvoll und zugleich zurückhaltend und codiert wie Zen-Mantren, bzw. kryptisch wie Krawatten. Die Bücher verbindet auch ein gewisser Schlankheitsfaktor: sie sind keine Wälzer, die einen mit der Kraft des Faktischen überrollen, sie sind vom Umfang eher Novellen oder “Prosa-Etüden”. Nimmt man sie zur Hand, spürt man regelrecht, wie filigran das darin Enthaltene ist; und dass jede Erzählung an einem seidenen Faden hängt, und sich so schnell verflüchtigen kann wie ein Schmetterling. Und der Stil, in jedem Fall, scheint dem Rechnung zu tragen: indirekt, ahnungsvoll, suggestiv, verhalten, karg, minimalistisch, auch nostalgisch, ein schriftgewordenes Mysterium. Ein unaussprechliches, auratisches, auf seltsam aktuelle Weise auch “weibliches” Geheimnis namens Literatur, das wie durch Zufall zwischen zwei Buchdeckeln, zwischen meinen Händen gelandet ist.
Ich finde das zunächst sehr anziehend, ich finde diese literarische Schlüpfrigkeit auf wohltuende Weise ziemlich esoterisch, und der Anblick dieser drei im übrigen auch toll produzierten Bücher erweckt in mir verlässlich bibliophile Begehrlichkeiten. Wo ein tiefes Geheimnis im Dunklen des Texts vor sich hin dämmert, da sind Wahrheit, literarische Spannung, und philosophische Gelassenheit vielleicht doch näher als im grellen Sonnenschein.
Jedoch frage ich mich, auf Seite 58 vom “Herrscher aus Übersee” angelangt, ob man es auch zu weit treiben kann, mit der Geheimnistuerei. Ob das Geheimnis vielleicht gar nicht mehr so geheimnisvoll ist, sondern eher zur sicheren literarischen Strategie geworden ist, eine fast schon dogmatische Vorgabe:
“Fünf rechts, fünf links fünf vor mir und der Rest hinter mir [die Rede ist von Vögeln, anm.); so fliegen wir über das Land. Die Fliegerin sitzt im Fluggerät und ist über Funk mit dem Meteorologen verbunden, der ihr jetzt schweigend zuhören muss."
--- Merke: Der unergründliche Perspektivwechsel (vom "Ich" zum "Wir" und dann zur "Fliegerin") sorgt, wie auch sonst auf fast jeder Seite, schon mal für viel Geheimnis. Umso besser, dass da auch jemand "verbunden" ist, aber blöderweise nicht kommunizieren kann, sondern "schweigend zuhören" muss; eine esoterische Inszenierung vom Feinsten! ---
"Und manchmal, sagt sie zu ihm, macht mich diese Reise auch traurig, weil sie kurz ist und lang, erschöpfend und ermächtigend"
Tja, das ist wohl gut, weil es schlecht ist. Das macht mich traurig, weil es mich auch glücklich macht. Das sagt mir alles, weil es mir im Grunde genommen auch nichts sagt. Das ist das Geheimnis, und die Klarheit, manchmal ...
"Und nach wenigen Tagen des Unterwegsseins beginnt es kühler zu werden, zuerst kaum merklich, dann schon deutlich, wenn der Reif sich in der Nacht aufs Gras und auf mein Reisegepäck gelegt hat. Ja, der Reif, sagt der Meteorologe kurz."
Ja, der Reif! Damit bloß nicht zu deutlich wird, dass es auf undeutliche Weise kalt geworden ist, tut "der Meteorologe" (Körper-, Namen-, Persönlichkeitslos) auch noch kurz sein Salz dazu, ein Salz, das merkwürdiger Weise nach nichts schmeckt (Achtung, Rätsel!).
Kann sein, dass die Lektoren, die Kritik und vor allem auch viele LeserInnen mit diesen geheimnisvollen Vexierspielen ihre hell-dunklen Freuden haben. Kann sein, dass wir der positivistischen Aufklärung und der kalten platten Burnout-Welt wieder mal überdrüssig geworden sind, wie wir es letztes, vorletztes, und vorvorletztes Jahr auch schon waren, trotz Yoga und Balkongarten und 10,000 Seiten Derrida. Kann aber auch sein, dass Konsens am leichtesten dort zu finden ist, wo sich alles hineininterpretieren lässt. Und dass wir anno 2013, im brackigen Fahrwasser Christi, immer noch den Sinn des Lebens suchen, und nur Houellebecq den Mumm und die stilistischen Mittel hat auszusprechen, dass es ihn nicht gibt; oder nur als mehr oder minder kommerzielles Fabrikat.
Mit jedenfalls scheint es manchmal so, als wäre es besser, sein literarisches Reisegepäck einfach ins Trockene zu stellen, anstatt zu warten, das die Geheimnisse immer weiter vor sich hin reifen. Bei Präauers Buch habe ich trotz einer Vielzahl genialer und stimmiger Beobachtungen dennoch nach fast jedem Satz das Gefühl, wieder einen halben Satz zurückspulen zu müssen, weil etwas vorsätzlich unklar geblieben ist. Und nach jeder Seite am Besten auch wieder eine Seite zurück. Das erzeugt gewiss soetwas wie eine Gefühl von Konzentration, von stilistischer Erhabenheit, vielleicht auch von Schönheit und Wahrhaftigkeit und sinnlicher Einfühlsamkeit, aber vor so viel mystischer Hintergründigkeit ist am Ende alles auch wieder nur eine vordergründig inszenierte Illusion gewesen. "Don't tell it, show it" ist hier in der letzten Übersteigerung bereits zum "Don't tell it, and don't show it either" weitergedacht, äh, ausgereift.
Aber ich bin erst bei der Hälfte angelegt, und ich werde, so sicher wie ein Atomkraftwerk, noch einmal darauf zurückkommen.
10. April 2013 [Gated Communities]
“. . . ein Ökonomiestudium ist gleich Gehirnwäsche . . . Beschränkung der Macht des Kapitals . . . herrenlose Sklaverei . . . Illusion der individuellen Verantwortung . . . Drehtüreffekt von Wirtschaft und Politik . . . Überlastung kann in Neurosen einmünden . . .” (Salzburger Nachtstudio zum Thema “Verantwortung”, Ö1)
Abends, wenn sich das Bildungsbürgertum und die Barockcommunity bereits die Schlafmützen überziehen (wenn sie die denn morgens überhaupt abgenommen wurden), mutiert Ö1 zum linksradikalen Piratensender. Eigentlich ein Glücksfall, dass sich der österreichische Staat soetwas leisten will, oder kann. Oder ist es umgekehrt eher so, dass es sich der Staat nicht mehr leistet, und in der allabendlichen Programmgestaltung vor allem das Resentiment über die flächendeckende Präkarisierung der ORF-MitarbeiterInnen endlich zum Durchschlag kommt? Zumindest jenes ORF-Personal (oder gerade-nicht-”Personal”), dem ich in letzter Zeit begegnete, mussten nicht lange gefragt werden, um die Klagen darüber anzustimmen.
Frankreich wiederum hat nebst schlagkräftigeren Gewerkschaften den Glücksfall namens Michel Houellebecq, ein neo-konservativer Realist bzw. pragmatischer Apokalyptiker bzw. darwinistischer Zivilisationsverachter, und damit in der auch heute doch noch immer wieder zur sozial-bürgerlichen Gewissenhaftigkeit, Aufklärung und Menschenfreundlichkeit tendierenden E-Literatur ein ziemliches Unikum. “Karte und Gebiet”, das ich nunmehr ausgelesen habe (und welches mich in einem bleischweren, luftleeren Vakuum zurücklässt, in dem dennoch die Uhr – vor allem die biologische – laut tickt) ist soetwas wie ein totaler Rundumschlag gegen das System, bzw. die Menschheit an sich. Was am Ende bleibt, ist weniger der Protest von Gutmenschen, sondern die Zen-artige Akzeptanz eines unausweichlichen Untergangs – und auch der immer wiederkehrenden “masslosen Blödheit” und “Brutalität” – die Trauer, das Ende von allem, die Einsamkeit. Was er schreibend zuwege bringt, ist so etwas wie die Kartographie des Unausweichlichen. In freier Übersetzung:
“Seine Polizistenkarriere hatte ihm niemals andere Kriminelle vorgeführt als solche, die schlechte und einfache denkende Geschöpfe waren, zu jeglichen neuen Gedanken unfähig. Sie waren eigentlich wie degenerierte Tiere, die in ihrem eigenen Interesse und dem Interesse der menschlichen Gemeinschaft am besten schon im Moment ihrer Festnahme abgeschlachtet werden sollten – zumindest war das seine Meinung.” P. 345
“Am Ende des Jahres hatte Jed ein 700 Hektar großes Grundstück zusammengekauft…er wartete den Frühling ab, ließ dann einen drei Meter hohen Metallzaun um das Gelände errichten, damit es vollständig abgeriegelt war. Auf dem Zaun lief ein elektrischer Draht, von einem Niederspannungsgenerator gespeist…dasselbe Prinzip, mit denen Kühe auf der Weide gehalten wurden. Der Bürgermeister versuchte einzulenken, seit Generationen wurde auf diesen Gründen gejagt, wofür Jed Verständnis und aufrichtiges Bedauern hatte; er pochte jedoch darauf, strikt gesetzeskonform gehandelt zu haben. Kurz nach diesem Gespräch ließ er von einem Bauunternehmen eine Strasse durch sein Anwesen bauen, auf eine ferngesteuerte Türe hin, die sich direkt auf die D50 öffnete – keine drei Kilometer weiter, mündete diese in die A20…er konnte sich sicher sein, niemandem aus dem Dorf zu begegnen, bei seinen Einkäufen . . . und manchmal hatte er den großen Carrefour Hypermarche in Limoges ganz für sich allein – was ihm wie eine ziemlich gute Annäherung eines echten Glückszustandes erschien.” P. 397
Alsdann, liebe Ö1 Nachstudio-Redakteure und -Redakteurinnen, frohe Ostern noch . . . mit vielen unbezahlten Überstunden . . .
9. April 2013 [NÖ-Blues in Rot & Schwarz]
“Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt taten der guten Stimmung bei der traditionellen Osterei-Suche der SPÖ Zeiselmauer-Wolfpassing keinen Abbruch. Schließlich ließen sich die roten Eier im Schnee leichter finden.”
NÖN Woche 14/2013, S. 28
Mehr als 15.000 User haben am Gewinnspiel “erwinize me” teilgenommen und ihr Foto mit der “Landesfrisur” von Landeshauptmann Erwin Pröll versehen. ÖVP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner überreichte nun für das “erwinized”-Foto von Bernhard Ritt aus Seitenstetten ein iPhone5.”
Ebenda, S. 41
6. April 2013 [Ökonomie]
“Wenn ihr Zwerghündchen in der Vorlesung unruhig wurde, platzierte die Ökonomieprofessorin Helene es auf dem Schreibtisch, zur Freude ihrer Studentinnen. Darauf wandelte es einige Minuten umher, sah ab und an zu seiner Herrin hinüber, reagierte manchmal mit einem Gähnen oder kurzen Gebell auf dieses oder jenes Zitat von Schumpter oder Keynes; danach kehrte es wieder zurück in seine elastische Hand- und Hundetasche.”
Michel Houellebecq, La Carte et le Territoire, p. 290
5. April 2013 [Ende oder nie]
Das Ende der Unendlichkeit wie wir sie bislang kannten.
5. April 2013 [Glaube an Österreich]
“Und es fanden sich Männer und Frauen, die bereit waren, die Lenkung dieses Staates zu übernehmen; und ihn mit einer Liebe zu umfassen, deren man sie nicht für fähig gehalten hätte. Der Glaube an Österreich hat wahrhaftig die Berge aus Schutt und Trümmern versetzt.”
Mein Österreich, Mein Vaterland, S. 415
4. April 2013 [Betonblock]
Wieder einmal die schwierigste Erkenntnis nach der Veröffentlichung eines Romans: dass es weder möglich noch notwendig ist, gleich den nächsten Roman zu schreiben.
“Man kann immer Notizen machen, versuchen, ein paar Sätze richtig herumzuschieben; aber ehe man sich wieder in die Arbeit an einem Roman stürzt, muss man warten, bis sich das alles verdichtet, unwiderlegbar wird, man muss die Erscheinung eines authentischen Kernes der Notwendigkeit abwarten. Man entscheidet nie selber, ein Buch zu schreiben, ein Buch ist wie ein Betonblock, der von selbst beschliesst, auszuhärten . . .”
Michel Houellebecq, La Carte et le Territoire
Oder, wie mit mein lebenserfahrener Freund H. (nicht Houellebecq, der dem Anschein nach keine Freunde mehr hat, ausser seinen Hund und Frédéric Beigbeder ) erklärt, nach der Geburt eines Kindes muss man sich auf erst mal drauf einstellen . . . a propos . . .
4. April 2013 [Nägel mit Köpfen]
“Ich seh, dass ich so Leben will wie meine Eltern. Haus im Grünen, Natur, Hund der bellt, wenn ich nachhause komme. Aber ich seh auch, dass ich dafür nicht 30 Jahre rackern will. Kann. Das bin ich nicht!”
“Und wenn ich sage, ich könnte mir vorstellen, Kinder zu bekommen, wie würdest du dann reagieren?”
“Dann fände ich das eine spannende Aussage.”
Noch mehr spannende Aussagen, Austro-Hausfrau/mann-Psychologie gehobener Gütestufe, Realitätsverweigerung einer ganzen Generation (meiner), sowie schwule Liebe zwischen Belgrad und Wien, künstliche Befrüchtung auf Dubai, und rührig-intime Sinnsuche in/auf Berlin (wo sonst auch), das bietet nur noch wenige Tage, mit mittelhohem Gewinn, www.naegel-mit-koepfen.at von Marko Doringer. Meine Haupt-Identifikationsfigur, muss ich leider bekennen, war der Kuschel-Drummer Hannes D., der bei “We Will Rock You” noch ganz groß rauskommt, und seine hart arbeitende und bildhübsche Schauspieler-Freundin auf der Musical-Karriereleiter ziemlich ungerechter Weise und wahrscheinlich endgültig überholt.
Des Weiteren muss gesagt werden: dieser Film ist ein klassisches Produkt exil-österreischen Berlin-Lebens. Nicht nur, das Marko Doringer dort lebt, und der ganze Film und die darin geschilderten Beziehungen (überwiegend österreichischer Natur) um Berlin kreisen. Berlin kommt wieder rüber als jene großartige, ergebnis- und konturlose Fata Morgana, in der sich alles entscheiden könnte aber nicht entschieden wird, in der ökonomisches Prekariat und seelische Sinnsuche in einem ewig frühlingshaften Lifestyle aufzugehen scheint, und wo jede 2-Raumwohnung Gefäß eines ganzen Lebens-, Beziehungs-, Künstlertraumes ist. Berlin, so vage und verheissungsvoll, ein ganz anderes Österreich…
Interesssant auch, dass das einzige Paar, das ganz der Unverbindlichkeit zu entrinnen scheint, jenes des Managers in Dubai ist (dessen Frau naturgemäß auch Berlin besucht). Ökonomische Ressourcen, hinreichender Konformismus, Entschlossenheit genug, um sogar ein Unfruchtbarkeits-Dilemma zu überwinden, sind das die eigentlichen Voraussetzungen, um Nägel mit Köpfen zu machen?
2. April 2013 [Window Shopping]
“Sag Ja zu Österreich” schafft es in die Reihe zwei bei Herder im 1sten! In bester Nachbarschaft von Michael Köhlmeier, Josef Kleindienst (der übrigens den nach meinem Geschmack besten Buch-Trailer der laufenden Saison produziert hat, oder produzieren hat lassen), den besten Mehlspeisen Österreichs, dem Dschungelbuch, Quick Chicken, dem Duchy Originals Kochbuch, sowie noblen Literaten-Kaffeebechern zu je €12.50.
Und wenn wir schon beim window-shopping sind, gleich weiter in den 7ten zur Buchhandlung Lerchenfeld, wo “Sag Ja zu Österreich” ganz oben steht, über Jelinek, Christa Wolf und Josef Winkler (wenn schon, denn schon), und auf einer Stufe mit (wieder) Köhlmeier und Kossdorf, Röggla und Schindel. Wobei ganz oben natürlich auch bedeuten kannauf den Schultern von Riesen zu stehen, deren Gewicht man selber kaum zu tragen imstande wäre, schon gar nicht ohne Hardcover.
1. April 2013 [Kultursponsoring]
Gute Umschreibung für ‘Kultursponsoring’: “Etwas hinüberwachsen lassen” (= weg von der Wirtschaft, hin zur Kultur, zB Geld oder Sachspenden).
Bzw. im Imperativ: “Komm, lass doch was herüberwachsen!”
Wobei niemals vergessen werden sollte dass ‘Kultursponsoring’ seinerseits auch eine blendende Umschreibung für verschiedenstartige Vorgänge sein kann. Oder ein Aprilscherz.
30. März 2013 [Handle niemanden unter seinem Wert, auch nicht dich selbst]
Poetischer Ernst hat ziemlich kurze Beine. Aber auf einer Party sagen können, man sei Schriftsteller, zählt noch etwas. Und auf einer Party sagen zu können, man sei Steuerberaterin zählt auch etwas, vor allem, wenn das Gegenüber Schriftsteller ist. Auf dieser Gegenseitigkeit kann man bauen, und ein Gläschen trinken.
PS: Die zwei richtigen Antworten ankreuzen:
A) In jedem Menschen schlummert ein noch zu schreibender Roman.
B) In jedem Menschen schlummert eine noch zu schreibende Steuererklärung.
29. März 2013 [Dreifalt zum Freitag]
Typisierung des Tages: “Mürrische Mobilfunk-Geschäftspartner im Peek-&-Cloppenburg-Freizeitlook und gachblond push-up-twitternde Viertelprominenz” (C. Schachinger über das Publikum beim T-Mobile-Gratis-Depeche Mode Konzert im MQ)
Frage des Tages: Was wäre eigentlich das Gegenteil von einem “Großen Deutschen Publikumsverlag”? (Evtl. “Kleiner Österreichischer Einsiedlerverlag”?)
Retro-Limonadeetiketten des Tages: Leipziger Lipz-Limonade, bzw. Schorle, gestaltet von Christoph Ruckhäberle.
28. März 2013 [Harte Mineralien und österreichische Weichtiere]
Vor die Wahl gestellt, einen Vormittag in Wien entweder mit einem netten Menschen oder 20,000 Mineralien im Naturhistorischen Museum zu verbringen, fällt die Entscheidung naturgemäß zugunsten der Mineralien aus. Boten des äusseren Kosmos und des Erdinneren. Erstarrtes Urknallgerümpel. Träger einer seltsamen Vielfalt und endgültigen Ruhe, winzige, aber kraftvolle Teile des grösseren Ganzen. Farbenschillern, kristalline Meditationsstufen, Form- und Sprachblüten:
Rhombisch-Dipyramidal
Kubisch-Hexakisoktaedrisch
Ditetragonal-Dipyramidal
Dihexagonal-Dipyramidal
Ditriagonal-Skalenoedrisch:
Namibia-Vesuv-Colarado-Matlock-PbCFI-Tysfjörd-Äthiopien-Schlesien-Schweden:
Übrigens auch sehenswert, einen Stock höher: Planaria Alpina, oder der gemeine “Österreichische Alpenstrudelwurm”, in seinem zylindrischen Schutz-Flacon. Ein vorwiegend freilebender Plattwurm, Darm fehlend, bewimperte Haut. Als Nahrung dienen alpine Zerfallsstoffe, sofern er nicht selber einer ist:
Und zu guter Letzt, eine (unvollständige, da in je 250 Metern sicherer Entfernung von Parlament, Bundeskanzleramt und Hofburg hängende) Schautafel der Weichtiere Österreichs und ihrer Verbreitung:
24. März 2013 [Was es Gibt: Neue Videos von Das Weltkonvolut]
Der erste Auftritt unserer neuen Band “Das Weltkonvolut”, mit Robert Prosser + Jörg Zemmler + meiner Wenigkeit am Schlagzeug. Eine riesige Freude, mit so tollen, hochmotivierten und kompromislosen Performern auf der Bühne zu stehen…! Gefilmt am Tripledecker Festival in Graz, Sound von Stasi, iPhone-Kamera von Stefanie Wuschitz.
["Miniatur 1" übrigens mit Text-Traumsequenz-Schnipseln aus "Sag Ja zu Österreich", kombiniert mit Roberts Versen als Refrain]
23. März 2013 [Monarchisch, nicht demokratisch]
“Sein ganzes Weltbild neigte eher zum Monarchischen als zum Demokratischen, aber es ging ihm doch um die Restauration des Menschen und seiner Seele.”
Bernhard Viel, bayrisch-kosmopolitischer Egon-Friedell-Biograph (Egon Friedell – Der Geniale Dilettant), über selbigen.
22. März 2013 [ORF2: Sag Ja zu Österreich]
Ein wichtiger Meilenstein in der Eroberung Österreichs: in einem sehr sympathischen Beitrag von Katja Gasser, berichtet ORF 2 in “Heute Mittag” als erste Fernsehsender über “Sag Ja zu Österreich”. Im österreichischen Mittagsfernsehen (das im Romankapitel “Life is Life” auch ausführlich beschrieben wird), zwischen Beiträgen über Husky-Zucht und Parkpickerl, Rumänische (!) Einbrecherbanden und Fischotterplage, fühlt sich mein “amüsanter, politisch brisanter Heimatroman” so richtig pudelwohl. Mit atmosphärisch dichtem Autoren-Interview im Gasthaus “Schilling”; und im Hintergrund zu sehen: das Österreichische Parlament!
Für alle, die zwischen 13h15-14h00 gerade NICHT fernsehen konnten:
21. März 2013 [Honorarnoten im Regen]
Die Buchmesse ist vorbei, in Wien regnet es bei ca. 0ºC, nun gilt es, meine wie immer spärlichen und unzlänglichen Lese-Honorarnoten zu stellen. Eine komische, konfus-bürokratische Tätigkeit, die letzte Hürde im unwegsamen Prozess des Geldverdienens mit Literatur, vielleicht ist sie mit etwas musikalischer Untermalung leichter zu nehmen. Meditativ wie Arvö Part, und bombastisch wie Wagner wäre der Honorarnoten-Soundtrack, und dabei auch noch schal und belanglos wie St. Tropez, um nicht von der Arbeit abzulenken.
Der Mann und das Album, die das alles und noch mehr können, insbesondere an Regentagen: Rafael Anton Issari, und sein von den Landschaften und Schlechtwetterfronten des Nordwestpazifischen Amerikas inspiriertes Chef d’Oeuvre The North Bend, über Bandcamp zu beziehen.
Die Buchbranche den Autoren anpassen, und nicht umgekehrt, jaja . . . ja . . . na ja . . .
17. März 2013 [Branchenblick]
“Art is problem-solving activity”
Zirkus Probst, “Die Nr. 1 in Ostdeutschland”.
Pony-Dressur von Alexandra Probst, Gastspiel während der Leipziger Buchmesse
4 Tage Buchmesse, das entspricht im wuchernden Feld der Belletristik einer Unendlichkeit von Szenen, Figuren, Themen, Dialogen, von Schauplätzen, von Witzen, von Sprachfiguren, und – Buch für Buch – Verkaufsargumenten (oder eben nicht). Beim Stöbern und zuhören bei Lesungen komme ich immer öfter zum Schluss, dass Romane heutzutage ausschliesslich aus Standardsätzen bestehen (“xxxx”, sagte er, nachdenklich, die Zigarette in der Hand….), in unendlich vielen und feinen Variationen und Kombinationen, und worauf Autor, Leser, Verleger letztlich hoffen, ist dass aus manchen dieser 200-seitigen Standardsatz-Assemblagen die Magie einer Geschichte, eines Gefühls, einer Vertiefung entstehen kann. Literatur, auf 5 Messehallen verteilt, wird zu einem Feld der Statistik…mein ganz persönliches Angst-Symptom des von vielen Kollegen bestätigten “Branchenblicks”…
Darüber hinwegzukommen helfen (neben dem erstklassigen Zirkus Probst) zum einen die vielen Begegnungen und sozialen Freuden und Abwechslungen des Messelebens. Beim Abendessen in einer höchst gemütlichen und gesprächsfreudigen Salis-Verlag Runde sitze ich 2 erfolgsverwöhnten Bestseller-AutorInnen gegenüber, sie könnten beinahe schon ein Paar sein, er mit riesiger Retro-Visier-Brille und Koscher essend, sie mit langem Haar und Kirschrotem Mund und vegetarischer Salatplatte, eine Vea-Kaiser-Doppelgängerin, oder ich glaube, sie ist es sogar wirklich. Der beiden Sonderstatus zu ignorieren fällt schwer, ihn anzuerkennen aber auch. Zum Glück trennen uns vorerst noch 3 Meter dunkel-rechteckiger Holztisch, eine seltsame Biertrinker-Bronze und ca. 100,000 verkaufte Bücher.
Am Nachmittag komme ich mit einem Käufer und hoffentlich baldigem Leser von “Sag Ja zu Ö” ins Gespräch, er erzählt mir, in den frühen achtzigern sei in West-Berlin Sonntag Morgen stets der Ö3-Radiowecker ausgestrahlt worden – warum habe ich das nicht früher erfahren?! Und schliesslich kommt auch noch meine Schwester auf die Messe, wodurch es möglich wird, für etwa 5 Minuten, die Messe mit den Augen eines neugierigen Besuchers zu sehen, und sich über das rege Treiben zu freuen. Ein glitzer-auf-weiss “Sag Ja zu Österreich” T-Shirt an eine Dame verkaufen, deren – sehr gut gekleidete – Tochter schnippisch meint, “nach deinem 3-tägigen schweizer Fremdgang?”
Die andere Möglichkeit ist ganz einfach das Genre zu wechseln. Weg von der Belletristik in Halle 5, hin zur Ratgeber-Literatur in Halle 1. Konkrete Tipps, Anweisungen, Ratschläge, verbindliche Anleitungen als Gegenrezept zur Sinnsuche in der Ödnis der Prosa. Mein absoluter Liebling auf dieser Messe, und hiermit auch der endgültige Gewinner meiner Shortlist (14. März) ist dieses Buch:
17. März 2013 [Basteln mit Beton]
Gewinner meines Leipziger Buchpreises 2013!
“Ja, wir haben einen neue Leidenschaft”, schreiben die Autorinnen von Garten-Deko aus Beton zu Beginn des im deutschen Landwirschaftsverlag erschienenen Bandes: “Beton.”
Und weiter: “Wir lieben das Grau der Betonflächen, das zu sattem Grün und zartrosa Blüten gleichermassen gut aussieht.”
Basteln mit Beton, das mag zunächst absurd klingen, aber ich glaube, man sollte den Beton nicht immer nur den Architekten und städteplanerischen Autoritäten überlassen; und mein Glaube an das subversive, kulturprägende Potential von Deko-Projekten ist ohnedies in Beton gegossen. Beton ist DAS Fundament der heutigen gebauten Umwelt, auf Beton ist auch die Leipziger Buchmesse gebaut, Beton vereint plastische Formbarkeit mit mineralischer Ewigkeit, Beton schafft die Flächen und Höhen und Höhlen der modernen Welt, und doch haben ich – wie die meisten Leute – selber noch nie eigene Erfahrungen im Umgang damit gesammelt. Dieses im unschuldigen Hausfrauen-Gewand auftretende Buch wird verleitet zur spielerischen DIY-Aneignung eines unverzichtbaren Rohstoffs unserer Zivilisation. Ein kluger Schweizer Architekt gab seinem Kind anstatt einer Sandkiste Beton zum spielen. Und hätte Conny Götzlbacher, die Home-Decoration-Heldin in “Sag Ja zu Ö”, bloss dieses Buch gelesen, sie wäre vielleicht doch in Berlin geblieben, und ganz entspannt in einen günstigen Plattenbau gezogen . . . “Vorkenntnisse sind nicht erforderlich” . . . einfach Beton in den Eimer leeren, anrühren, mit Pigmenten (die Autorinnen empfehlen schwarz oder Weiss) und ein wenig Liebe versehen, und in die vorher ausgewählten und eingeölten Formen gießen – vom Topf über die Wanne bis zum Riesenkubus ist alles möglich – setzen lassen, fertig.
15. März 2013 [Lesung an Leopardenfell + Leipzig Shortlist]
Bei der UV-Lesung im Lindenfels Westflügel, einem ehemaligen Ballsaal ganz nach dem Muster der Berliner Sophiensäale, aber mit grandios arktisch-ultraviolettem Lichtdesign, wird der Milena Verlag von Moderator Heimo Strempfl beim Wort genommen und – wie es auf der Milena Website nachzulesen ist – als “parteiisch mit jenen, die keiner Elite angehören” vorgestellt. Blöd nur, dass ich ausgerechnet mit einem einfühlsamen, elitären und überaus parteiischen “Sag Ja”-Kapitel über Rolf von Raulick und seiner CDU-nahen Mutter Elisabeth-Marie Constance Libgart Prinzessin zu Raulick und Feilchenfeld gleich zur Lesung antreten werde…
Doch Milena sei Dank, insbesondere der stets einsatzbereiten Kommunikations- und Presseabteilung, wetteren wir diese “Ausrutscher” ganz im Sinne einer positiven Krisenkommunikation. Pressechefin Evelyn Steinthaler verzichtet bei eisiger Raumtemperatur kurzerhand auf ihren glamourösen Faux-Leopardenfell-Mantel, und stülpt ihn mir über; dermassen ‘overdressed’, aristokratisch aufgeplustert, fühl ich mich wie ein echter von und zu Raulick, kann ich die Lesung mit einem herrlich souverän-arroganten Grundgefühl bestreiten – wenn schon Elite, dann richtig! Und ich spüre, wie das Publikum im Gegenlicht lacht, an all den richtigen Stellen, wenn es vor Neid und Kälte nicht gerade erblasst ist.
Nach dieser verwegenen Einlagen folgen in der Bar im Erdgeschoss zwei weitere bemerkenswerte Lesungen: eine in Hörspiel-Qualität von Daniel Mezger (Salis Verlag) aus seinem Buch “Land Spielen”, und eine überaus glaubhafte und absurde Gastro-Kurzgeschichte vom ehemaligen Haubenkoch-Assistenten Paul Steven, aus seinem Band “Schlaraffenland” (Mairisch Verlag – Irrsinnig schönes Buchdesign!).
Ich signiere en passant einige Bücher, lasse mich schliesslich im Backstage-Raum noch eine Weile mit Leipziger “Lipz”-Rhabarber Schorle volllaufen, und als ich mit Evelyn und Christine, einer sympathischen Buch- und Magazinweltlady aus dem Umfeld der “Jungle World” ins Taxi Richtung Hauptbahnhof steige, sind wir bester Dinge. Mit schwarzen Handschuhen preise ich meiner Sitznachbarin auf der Rückbank ein weisses, XL-Glitter-Bestücktes “Sag Ja zu Österreich” T-Shirt an, während im Taxi La Cucaracha in einer “Volle Pulle”-Remix-Version im Radio pulsiert, draussen die UV-schwarze Leipziger Nacht vorbeifliegt, und sich in meinem Kopf die definitive persönliche Leipziger-Buchpreis Shortlist nach 2 Messetagen endlich konkrete Gestalt annimmt.
Hier sind sie, die Besten 4 aus 5 Hallen:
1. Mit dem Ewigen Vernetzt, von Eckardt Dedekind
2. Das Leben ist kein Oktoberfest – eine Wirtin erzählt, von Roswitha Gruber
3. So singt Österreich: über 300 Bekannte und beliebte Lieder, von Thomas Nußbaumer und Franz Posch
4. Garten-Deko aus Beton selbstgemacht, von Camilla Arvidsson und Malin Nilsson
(Gewinner wird in Kürze bekanntgeben!)
13. März 2013 [Sturm im Wasserglas, die erste Lesung]
Die erste Lesung ist bestanden, das Eis gebrochen. Noch dazu im Literaturhaus Niederösterreich, (fast) in Gehweite der Roman-Schauplätze. Und der Verwaltungstrakt im Literaturhaus sieht mit seinen spitalsweissen Gängen aus wie jenes Gemeindezentrum, in dem die Romanheldin Conny Götzlbacher ihrer ehemaligen Jungscharleiterin begegnet. Das erleichtert die Wahl der richtigen Passage.
Am Vorabend in der Hotelbar verrät mir keine geringere als Mieze Medusa, worauf es ihrer Meinung nach in einer guten Lesung ankommt: die ersten drei Minuten (beim Slam die ersten 30 Sekunden), die Art wie man die Bühne betritt, die Körperspannung, und irgendein (idealerweise komisches) Understatement, als potentielles Identifikationsmoment für das Publikum.
Das gibt mir zu denken. Wie betrete ich die Bühne? Und welches Understatement? (Ich habe doch immer lieber auf überhebliche Schockeffekte gesetzt, nicht ohne Erfolg). Es ist dies übrigens auch nach gut 10 Jahren performativ-medial-musikalisch gestützten Lesungen mein erster echter “Versuch über die Wasserglas Lesung”. Solche Lesungen erwarten mich auf der Buchmesse, beim Wortspiel-Festival, etc., überall also, wo Regelbrüche doch nur die Gültigkeit der Regel bestätigen würden.
Hier also meine Grundregeln für eine gelungene “Wasserglas-Lesung”:
1) Zu beginn kurz frei reden, Sympathie erwecken, Blickkontakt aufnehmen; du siehst dein Publikum erst am Ende der Lesung wieder.
2) Keine Ausdrücke, keine persönlichen Text-Versionen verwenden, sondern das echte, gedruckte, käufliche Buch, gut sichtbar, physisch, real.
3) Stur im Buch versunken bleiben, nie aufsehen; das Publikum muss den lesenden Autor abschreiben, er muss verschwinden, bis die Stimme ganz körper- und persönlichkeitslos wird, und direkt in den Köpfen des Publikums zu entstehen scheint; als läsen sie schon selber das Buch.
4) Zwischendurch mindestens einmal zum Wasserglas greifen, am Besten, wenn du es nicht nötig hast; dadurch kann die Geste freier stilisiert werden.
5) Beim Lesen im Text immer Ausschau halten nach der nächstmöglichen dramatischen Wirkungspause; viel wichtiger als der Text ist die Stille im Wasserglas, in der das Publikum nach der nächsten Texteinheit zu dursten beginnt.
Es funktioniert, siehe da, erstmals nach einer Lesung sind meine Bücher tatsächlich ausverkauft, ich reise nunmehr mit sehr leichtem Gepäck und noch leichteren Herzens nach Leipzig . . .
12. März 2013 [Justizanstalt Stein]
Einzigartig: in Krems ist das “Schwerverbrecher”-Gefängnis Stein, vormals ein Kloster, integraler Bestand Teil der Kulturmeile (Literaturhaus, Karikaturmuseum, Donau Uni Krems, Arte-Hotel, Gastronomie…). Gefängnisse sind vermutlich unvermeidlich (früher bekamen die Schwerverbrecher doch noch eine zweite Chance, in Australien), jedoch real und philosophisch für mich eine Betonmauer. Wie wird durch physische Einschränkung des Körpers Gerechtigkeit hergestellt? Welche Strafe wird welcher Verbrechen gerecht, welches Verbrechen welcher Strafe? Hat Vergebung gar keinen Platz, ab einer gewissen Schwere des Vergehens? Wie ist es, in einer Zelle, wen plötzlich die Frühlingsluft durch die Gitterstäbe weht, der Frühling unerreichbar bleibt? Will die Gesellschaft, dass ich das denke, als Verbrechensprävention?
Vom Hotel zum Literaturhaus entlang der mit Stacheldraht gesäumten Betonmauern gehen, unter den Auge der Scharfschützen, meine Bewegungsfreiheit wird nur noch begreiflich als der Gegenpol von dem, was hinter den Gefängnismauern passiert.
Und ich übernachte heute im selben Stadtviertel wie Joseph Fritzl, der hier nie mehr wieder rauskommen wird; ausser auf einigen Seiten im Roman. Es heisst, die anderen Häftlinge interessierten sich nicht mehr für ihn, einen alten Mann, der nichts mehr auszurichten hat in der Gefängniswelt, der sein Leben absitzt und in den Werkstätten arbeitet. Zum Beispiel werden hier Bierverschlüsse oder Kapseln für Puntigamer verarbeitet oder wiederverwertet, für Stücklohn; man frage Robert Prosser, der einmal an einer Führung durch Stein teilgenommen hat.
11. März 2013 [Diskurs]
Was ist Diskurs? Einen Fuss in der Tür des Verstehens haben, und entdecken, dass dahinter schon ein Raum voller Menschen wartet. Vielleicht sogar eine Party.
11. März 2013 [Aus Fehlern nichts lernen]
Beim Vorbereiten der ersten Lesungen in Leipzig stosse ich auf den ersten Druckfehler. Dann noch einen. Und noch einen. Hört das gar nicht auf? Mir wird mulmig zumute, und ich erwäge: jetzt noch Beschwerde einlegen? (Aber bei wem?) Nein, bringt ja nichts, alle haben ohnehin ihr bestes getan, und der Buchmarkt ist so schnelllebig, dass sich das Drama des Einstampfens heute gar nicht mehr auszahlen würde. Stattdessen fest an die zweite Auflage glauben, und die Datei sag_ja_erratum.docx anlegen. Bis jetzt sind es ingesamt aber doch nur zwölf nachweisliche Druckfehler. Sogesehen gibt es auch keinen Grund, sich zu beschweren. Wenn es dabei bleibt, bin ich sehr zufrieden. Wirklich fehlerfreie Bücher, heisst es ja, gibt es erst ab der 10ten Auflage.
10. März 2013 [AutorInneninterviews]
Früher träumte ich davon, als Autor ständig interviewt zu werden und mit treffenden bis brillianten Kommentaren die Gesellschaft in einem (für mich) günstigen Sinn zu beeinflussen, mittlerweile beobachte ich aber, dass Autoreninterviews zunehmend Politikerinterviews gleichen. Müssen. Der mediale Zwang zur Aussage, die gar keine ist, sondern nur eine Ansage. Beispiel aus der Presse am Sonntag, Interview mit Janko Ferk:
FRAGE PRESSE: Sie beschäftigen sich in Ihrer Literatur viel mit dem Tod. Warum?
ANTWORT FERK: Es gibt in der Literatur nur zwei Themen: Eros und Thanatos. Und mit diesen Themen beschäftige ich mich.
Eros, Thanatos UND Österreich, möchte ich zumindest ergänzen, lieber Hr Ferk! Und nicht zu vergessen auch ein weiteres Thema: “wie Interviews gekürzt werden, damit sie auf 1 Seite passen”. Vermutlich sind wirklich differenzierte und Aussagekräftige AutorInnen eben nur klug und differenziert und aussagekräftig im Moment des Schreibens. Ansonsten sind sie eben Politiker, Journalisten, Meinungsmacher, Analysten, vielleicht auch einfach besorgte Bürger am Stammtisch im medialen Strudel. Wogegen ich aber auch nichts habe. Ich schreibe ohnhein gerade nichts, ergo will ich selber auch keinen Autorenanspruch mehr erheben.
PS: Die Presse am Sonntag habe nicht ich gekauft, sondern mein Vater. Ich habe sie nur gelesen . . . diese wundersame, kecke, verführerische Quadratur neoliberaler Power-Wirtschaftsideologie mit urösterreichischer Gemütlichkeit . . . “wir sind Österreicher, und allzeit leistungsbereit” . . . die Autoren sowieso, und mein neuer Roman erst recht . . . dazu aber an einem anderen Sonntag mehr!
9. März [In Graz beim Tripledecker Festival]
Fulminanter Auftritt und rauschende Nacht mit den beneidenswert trinkfesten Kollegen Zemmler und Prosser und unserem gemeinsamen “Weltkonvolut”, beim Tripledecker-Festival in Graz. Das Festivalpublikum denkt, sie hören eine Literaturperformance. Die drei Autoren denken, sie machen Musik. Und im Backstage-Raum mit Radian und Sex Jams und Waikiki Star Destroyer (!) und ihren respektiven Groupies ist die Stimmung so gut und der Rauch so dicht, dass wir erst um fünf Uhr früh wieder den Weg nach draussen finden.
7. März 2013 [Viel Reden oder gar nicht]
“Ich rede zu viel. Einsame Männer reden immer zu viel. Entweder so, oder sie reden gar nicht.” (Raymond Chandler, The Little Sister). Interessante Frage, wie weit das auf mich zutrifft. Als Word-Document hatte “Sag Ja” noch 350 Seiten, und ich freute mich schon auf einen Ziegel von Format eines “Turms” oder “Blasmusikpop” (von letzterem Werk habe ich mich übrigens während dem Schreiben strikt abgegrenzt, in ersterem hingegen laufend nachgeschlagen, wie das damals so war in Ostdeutschland, nach interessanten Worten, und ganz generell, nach unzähligen Tricks des Romanschreibens). Der Verlag hat jedoch viel gestrichen: zwar kaum Text, aber sehr viel Weiss, um den Text, im Text, und zwischen den Zeilen. Es wirkt viel dichter, aber ich sollte ihnen dafür danken: Wenige Tage vor der Auslieferung halten wir jetzt bei ca. 260 Druckseiten, was nicht zu viel ist, aber auch nicht gar nichts. Und ich nicht einsam.